Judas Ischariot

Judas Ischariot
Judas Ischariot,
 
Judas Iskarioth, einer der zwölf Jünger (»Apostel«) Jesu (Markus 3, 19). Der Beiname wird verschieden gedeutet: Angehöriger der Sikarier, einer militanten antirömischen Sekte, oder (wahrscheinlicher) »Mann aus Karioth« (in Süd-Judäa). Aus historisch nicht geklärten Gründen verriet er Jesus an die jüdischen Behörde; nach Matthäus 27, 3-5 erhängte er sich, als er die Folge seiner Tat erkannte. Über sein Ende, das schon früh legendarisch ausgeschmückt wurde (Judasbaum), berichten außerdem Apostelgeschichte 1, 15-20 und Papias.
 
In der bildenden Kunst erscheint Judas v. a. in den Abendmahlsszenen (Lettner des Naumburger Doms, Mitte 13. Jahrhundert), wo er in zahlreichen Darstellungen durch Jesus den Bissen gereicht bekommt (nach Evangelium des Johannes 13, 23-26) und damit als Verräter gekennzeichnet wird (Brandenburger Evangelistar, erstes Viertel 13. Jahrhundert). Ferner findet man ihn bei der Gefangennahme Jesu am Ölberg (»Judaskuss«, u. a. Fresko von Giotto in der Arenakapelle in Padua, zwischen 1304 und 1313). Auch sein Tod, eine der Nebenszenen vieler Passionsdarstellungen, wird vielfach gezeigt. Im Höllenteil von Bildern des Jüngsten Gerichts ist er oft als Erhängter zu finden.
 
Literarische Behandlung:
 
Judas war, im Anschluss an die neutestamentlichen Berichte, in den mittelalterlichen epischen und dramatischen Darstellungen die typische Verrätergestalt. Eine Wendung brachte F. G. Klopstocks »Messias« (1748-73): Er stellte Judas als einen enttäuschten Patrioten und Ehrgeizigen dar, der an eine irdische Herrschaft Christi geglaubt hatte. Von dieser Deutung sind fast alle späteren Gestaltungen abhängig: R. Wagner (»Jesus von Nazareth«, 1848), C. Sternheim (»Judas«, 1901), W. Nithack-Stahn (»Das Christusdrama«, 1912). Später trat im Rahmen dieser Interpretation auch die Frage nach der Gebundenheit des Handelns, nach der von Gott gewollten Werkzeughaftigkeit des Judas auf, so z. B. bei P. Gurk (»Judas«, 1931), P. Claudel (»Mort de Judas«, 1936), N. Kasantzakis (»Die letzte Versuchung«, 1951), W. Speyer (»Andrai und der Fisch«, 1952), M. Brod (»Der Meister«, 1952), M. Pagnol (»Judas«, 1956) und W. Jens (»Der Fall Judas«, 1975).
 
 
A. Luther: Jesus u. J. in der Dichtung (1910);
 G. Blöcker: Der notwendige Mensch. Die literar. Deutung der J.-Figur, in: Neue Dt. Hefte, Jg. 1 (1954-55); H.-J. Klauck: J. - ein Jünger des Herrn (1987);
 G. Schwarz: Jesus u. J. (1988);
 P. Lapide: Wer war schuld an Jesu Tod? (21989);
 P. Lapide: Jesus, das Geld u. der Weltfrieden (1991).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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